Landjugend News

Fahrt nach Deidesheim mit dem JungwinzerInnen Netzwerk Rheinhessen

|   VerbandsNews

Zum Terroir gehört der Winzer: Diese Behauptung galt es zu untersuchen, als sich am 9. April rheinhessische Jungwinzerinnen und Jungwinzer von Jungwinzernetzwerk  der Landjugend RheinhessenPfalz gemeinsam nach Deidesheim an die Pfälzer Mittelhaardt aufmachten. Hier bietet sich die fast einzigartige Möglichkeit, drei Weingüter eines Besitzers zu besuchen, deren Weinbergslagen nahezu identisch sind, was man von den Weinen aber in keinem Fall behaupten kann.

Bassermann-Jordan, Buhl, von Winning (ehem. Dr. Deinhard)  -  Der leider viel zu früh verstorbene Achim Niederberger hatte die Chancen genutzt, die drei großen und traditionsreichen Deidesheimer Weingüter zu erwerben und Ihnen neues Leben einzuhauchen. Er agierte dabei nicht als nüchterner Investor, sondern gab den Verantwortlichen in den Weingütern die Möglichkeit, gezielt zu investieren und ein Profil zu entwickeln.

Die Exkursion startete in Niederkirchen, wo sich die Kellerei des Weinguts Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan befindet. Hier wurden wir vom Außenbetriebsleiter des Weinguts Joachim Scheuermann begrüßt, der einen Exkurs in den bei Bassermann-Jordan praktizierten biodynamischen Weinbau bot sowie positive als auch negative Aspekte des "sanften Rebschnitts" nach Simonit& Sirch nannte. Ein System, das bei allem theoretischen Überbau auch seine Praxistauglichkeit beweisen muss. Danach ging es in den Keller, wo uns Ulrich Mell, technischer Betriebsleiter von Bassermann-Jordan, anhand von Fassproben des aktuellen Jahrgangs seine Weinstilistik erläuterte. Es wurde deutlich, mit wie viel Fingerspitzengefühl hier gearbeitet wird, sowohl was die Unterscheidung der Lagen als auch der Qualitätsstufen betrifft. So schätzt man in der Basis einen sehr klaren Stil, in der Spitze wird auch mit Holz und sogar bei einem Wein mit Amphoren gearbeitet. Kellermeister Dominik Leyrer setzte die Führung fort und zeigte uns anschließend noch die historischen Kellergewölbe des Weinguts in Deidesheim, die für Repräsentationszwecke genutzt werden.

Weiter ging es im ehemaligen Weingut Dr. Deinhard, das seit der Übernahme durch Achim Niederberger als Weingut von Winning firmiert, nach Leopold von Winning, der Anfang des 20. Jahrhunderts das Weingut führte. Wir wurden von Kellermeister Kurt Rathgeber begrüßt und durch das Weingut geführt. Beeindruckend ist neben dem Neubau, der glücklicherweise auf dem Nachbargrundstück errichtet und an das Weingut angegliedert werden konnte, der unverwechselbare Stil, den von Winning innerhalb weniger Jahre in der Pfalz etabliert hat und der von Holzfassausbau und Würze geprägt ist. Hier liegt der Focus auf den Sorten Riesling, Sauvignon blanc, Weißburgunder und Spätburgunder.  Dabei ist auch das Weingut von Winning nicht vor Problemen gefeit, die große Sortimentsumgestaltungen mit sich bringen: Da die fruchtigen, geradlinigen Dr. Deinhard-Weine als eigene Linie fortgeführt werden, werden auf der Weinpreisliste eine Vielzahl an Weinen angeboten.

Als drittes Highlight des Tages stand das Weingut Reichsrat von Buhl auf dem Programm. Begrüßt wurden wir von Verkaufsleiter Klaus Küsters. Er ist ein "alter Hase" bei Buhl und war auch schon in der Vor-Niederberger-Ära bei Buhl in Verkauf tätig. Bei einem Glas Riesling Brut, dem wohl meistdiskutierten deutschen Sekt des letzten Jahres, berichtete er uns vom neuen Esprit bei Buhl mit der Doppelspitze Richard Grosche (Geschäftsführer) und Mathieu Kauffmann (Kellermeister, ehemals Bollinger) und von den Plänen, Buhl noch stärker auf Sekt zu fokussieren. Die ein oder andere technische Detailantwort, die er uns schuldig blieb, machte er mit seinem Engagement und seiner genauen Kenntnis über die Weine locker wett. Hier lernten wir einen Weinstil kennen, der für viele Teilnehmer etwas völlig Neues war: Eine Adaption der Sekt-Stilistik Mathieu Kauffmanns auf den Stillweinbereich. Die Weine zeichneten sich durch starken Charakter aus, geprägt vom oxidativem Ausbau und stilbildender Säure.

Auf dem Rückweg nach Rheinhessen haben wir neben einigen Flaschen Wein auch jede Menge neue Eindrücke in Gepäck und möchten uns herzlich bei den Winzern bedanken, die sich Zeit für uns genommen haben. Sie gehören definitiv zum Terroir dazu.

David Spies

Zurück